R 22
Der Allgaier R 22 verdankt seine Existenz einem Verbot der alliierten Besatzungsmächte, das in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg den Fabrikinhabern das Betreten ihrer Fabriken untersagte, wenn die Fabriken Kriegsmaterial oder Waffen herstellten. So auch die Firma Allgaier in Uhingen, die als Hersteller von Preßwerkzeugen und Lieferant von fertig bearbeiteten Blechteilen für die Autoindustrie von sich reden machte. Um nach dem Krieg dieses Verbot zu umgehen und weiter existieren zu können, beschloß man kurzerhand, friedliche Produkte herzustellen: Traktoren!
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Das Konzept war so einfach wie genial: Es sollte ein günstiger Traktor hergestellt werden, der robust, zugstark und ohne viele optische und technische Spielereien auskam. Das Ergebnis war der Allgaier R 18, der später durch hauptsächlich optische Veränderungen zum R 22 weiterentwickelt wurde. Im wesentlichen bestand der Schlepper aus einem einfachen Preßstahlrahmen, der an ein robustes Vierganggetriebe geflanscht wurde. Auf dem Rahmen setzte Allgaier einen bei der Fa. Kaelble in Backnang gefertigten 1,8 l großen, liegenden Einzylinder-Viertakt-Dieselmotor mit Verdampfungskühlung, der seine 22 PS über drei Keilriemen an das Getriebe abgab. das Schwungrad lag offen auf der rechten Seite und wurde zum Erkennungsmerkmal der Traktoren aus dem Allgäu. Zunächst wurde auf unnötige Ausstattungen wie einem elektrischen Anlasser oder einer Motorhaube verzichtet, da diese Dinge den Schlepper unnötig verteuerten. Zum Starten mußte der Motor mit Hilfe einer Zünd-Lunte angekurbelt werden. Auch eine Hydraulik war nicht erhältlich. Dieses Angebot traf exakt den Wunsch der deutschen Landwirte in der unmittelbaren Nachkriegszeit, und so überholte der kleine Landmaschinenhersteller Allgaier binnen kürzester Zeit auf der Verkaufsrangliste die renommierten Hersteller Lanz, Deutz und Hanomag.
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Unser Allgaier R 22, Baujahr 1950, ist ein frühes Exemplar, was der Fachmann an den vier Löchern im Schwungrad sowie am geschraubten Wassereinfüllstutzen erkennen kann. Als der Allgaier im Herbst 2003 zu uns kam, präsentierte er sich in einem erbärmlichen Zustand. Zwar war der urige Schlepper vor einigen Jahren mal frisch angepinselt worden, jedoch war er nach einem harten Arbeitsleben technisch vollkommen verschlissen. Nach einer fast zehnjährigen Standzeit sprang der Motor sogar an, obwohl, wie wir später feststellten, sich ein Fliehgewicht des Drehzahlreglers gelöst hatte und so einigen Schaden im Motor anrichtete. Diese Schäden wurden mittlerweile behoben sowie eine übergroße Generalinspektion durchgeführt. Der Allgaier springt heute nach wenigen Kurbelumdrehungen zuverlässig an und sorgt mit seinem beeindruckendem Motorklang und gigantischem Drehmoment für viel Fahrfreude... davon können Sie sich hier ein Bild machen. Viel Spaß!