TEA 20... Die Restauration

Teil III: Der Zusammenbau

Endlich war es soweit: der Zusammenbau konnte beginnen! Als erstes nahm ich mir vor, dem Rumpf, der ja noch aufgebockt oben auf dem Tieflader stand, so schnell wie möglich seine Vorderachse und die Räder zurückzugeben. Der Schlepper sollte bei nächster Gelegenheit vom Tieflader wieder abgeladen werden, damit ich beim Anbau der einzelnen Teile alles in optimaler Arbeitshöhe erreichen konnte.

  Mit den Zusammenbau wächst zusehends der Wunsch nach Fortschritt und Erfolgserlebnissen. Das Bild links zeigt es deutlich: es blieb nur kurz bei der Montage der Vorderachshälften. Flugs waren auch die Lenkstangen, der Auspuffkrümmer, das gesamte Hydraulikgestänge und auch das Armaturenbrett montiert. Das Wasserpumpen- und Thermostatgehäuse konnte ebenfalls bereits jetzt angebaut werden. Die alte Wasserpumpe hatte einen kapitalen Lagerschaden. Aufgrund der günstigen Preise für ein Neuteil habe ich von einer aufwendigen Reparatur abgesehen und eine neue Wasserpumpe bestellt. In den Kühlkreislauf wurde ein neuer Thermostat eingesetzt, da der alte sich in seine Bestandteile aufgelöst hatte. Der neue Thermostat hält die Motortemperatur nun konstant bei 82°C. Auch die nagelneu bereiften Hinterräder waren schnell montiert. Jetzt schnell noch das Lenkrad aufgesteckt und gesichert, und der Ferguson konnte vorsichtig vom Tieflader geschoben werden. Von nun an konnte man wieder alle Stellen am "Fergie" erreichen. Die nächsten Teile, die nach ihrer Überholung wieder an ihren angestammten Platz montiert wurden, waren die hinteren Schutzbleche, Luftfilter, der Batterieträger sowie das Drehzahlreguliergestänge. Brems- und Kupplungspedal sowie die Sitzschale samt Feder folgten im nächsten Schritt.

Eine Besonderheit der Ferguson-TEs konnte ich erfreulicherweise wieder aktivieren: der Anlaßschalter auf dem Getriebe. Er wird mit dem Schalthebel über eine Verbindungsstange im Getriebe bedient. Der Fahrer bewegt also zum Anlassen des Motors den Getriebeschalthebel in eine bestimmte Stellung ("S") und schließt somit den Kontakt im Anlaßschalter, wodurch der Anlasser seine Arbeit aufnimmt. Diese ungewöhnliche Anlassprozedur hatte den Sinn, daß beim Starten garantiert kein Gang eingelegt war. Scheinbar arbeitete der Schalter irgendwann nicht mehr zuverlässig, weshalb einer der Vorbesitzer den Schalter einfach stilllegte und anstelle dessen einen einfachen Druckknopf am Armaturenbrette befestigte.     

Auf dem rechten Bild ist die neue Sitzschale gut erkennbar. Als ich den Schlepper 2005 bekam, war an ihrer Stelle ein einfacher Mähmaschinensitz montiert. Die Sitzschale eines anderen Schleppers wollte ich nicht montieren, weil sich die Form englischer Sitzschalen deutlich von der der deutschen unterscheidet. Auf dem Teilemarkt des Historischen Feldtages in Nordhorn fand sich passend zum Beginn der Restauration ein stilechtes Neuteil. Die Anhängekupplung, die ja von einem ausgeschlachteten MF 135 stammt, fügt sich nach der Lackierung in grau gut in das Gesamtbild ein und behindert auch nicht die Bewegung des Hydraulikgestänges. Da die Bremspedale und das dazugehörige Gestänge bereits montiert waren, bot es sich in diesem Stadium, die Bremsen einzustellen.

Die nächsten Montageschritte erfolgten am Motor, da inzwischen auch die neue Wasserpumpe eingetroffen war. Das linke Bild zeigt den kurz zuvor montierten Lucas-Zündverteiler D3-A4, komplettiert mit einem neuen Verteilerdeckel und neuen Zündkabeln. Da der Benzintank erst ganz zum Schluß montiert wird, konnte ich die Einstellung der Zündung anhand der Ventilstellungen des ersten Zylinders vornehmen. Es lag nahe, daß in diesem Zuge auch gleich das Ventilspiel kontrolliert wird.

Mit der neuen Wasserpumpe (welche zunächst erst lackiert werden wollte) konnte auch die Keilriemenscheibe samt Ventilator montiert werden. Weil es sehr knifflig ist, den Keilriemen nach der Montage des Kühlers aufzuziehen, baute ich als nächstes die Lichtmaschine samt Halter an, um bereits jetzt den Keilriemen zu montieren und zu spannen. Erst danach schraubte ich das Luftleitblech an den Kühler, um den Kühler dann komplett auf dem Vorderachsbock zu befestigen. Neue Kühlwasserschläuche samt Edelstahlschellen sorgen von nun an für eine sichere, ungehinderte Kühlwasserzirkulation. Zuviel eingefülltes und überschwappendes Kühlwasser wird durch ein seitliches Kupferröhrchen zu Boden geführt. Dummerweise endet dieses Röhrchen direkt über der rechten Vorderachshälfte. Da dieser Umstand beim Einsatz von Frostschutzmittel im Kühlwasser regelmäßig für hässliche Flecken auf dem Lack sorgen würde, verlängerte ich das Überlaufrohr mittels Moped-Kraftstoffschlauch.

  Eine elektrische Anlage inklusive Blinker, Scheinwerfer und Anhängersteckdose ist obligatorisch, wenn ein Schlepper auch mal auf öffentlichen Straßen bewegt werden soll. Bei alten, englischen Traktoren ist das allerdings nicht ganz so einfach, da das "festländische" Verkabelungssystem in vielen Punkten vom englischen abweicht. Es galt nun, am TEA eine Verbindung des englischen mit dem deutschen System zu erfinden- was nach einiger Kniffelei auch funktionierte. Mir war es zu dem wichtig, die kompletten Kabelstränge zu versteckt und unauffällig wie möglich zu verlegen, da ein ursprünglicher "Grey Fergie" seinerzeit ohne jegliche elektrische Anlage ausgeliefert wurde.

Endlich konnten nun auch Vergaser und Auspuff montiert werden. Der Auspuff befand sich noch in sehr gutem Zustand und wurde nach eingehender Entrostung mit schwarzer Ofenfarbe behandelt. Der Zenith-Vergaser benötigte, anders als zuvor angenommen, eine komplette Überholung. Ein Überholsatz aus dem Teilehandel bot alle benötigten Einzelteile, um die Drosselklappe neu zu lagern, das Schwimmerkammerventil zu erneuern und abschließend den Vergaser abzudichten. Die Benzinleitung wurde aus Kupferrohr neu angefertigt.

Nach der Montage des Tanks und der Einstellung des Gasgestänges konnte der erste Probelauf nach der Restauration gewagt werden. Der Tank war schnell mit Benzin (und Bleiersatz) gefüllt, leider verzögerte aber das undichte Benzinschauglas den ersten Startversuch. Erst nachdem das Schauglas 100%ig abgedichtet war, schob ich den Schlepper aus der Scheune und schaltete die Zündung an. Den Chokehebel gezogen und jetzt vorsichtig den Schalthebel auf "S" bewegt... der Anlasser drehte nur kurz, denn der Motor sprang sofort an. Ganz ruhig lief der große Benziner nun im Standgas, ohne irgendwelche außergewöhnlichen Geräusche. Ganz im Gegenteil- aufgrund der Vergaserüberholung und genauen Einstellung der Zündung lief der TEA noch ruhiger, als er es vorher tat. Ein voller Erfolg!

Nach den ersten zufriedenstellenden Probefahrten nach der Restauration fehlte zur endgültigen Fertigstellung meines 1956er Ferguson TEA nicht mehr viel. Nur noch die Motorhaube samt Blinker und Scheinwerfer sowie der Werkzeugkasten mussten noch montiert werden. Auch das geschah schnell. Um später die Motorhaube problemlos abnehmen zu können, nahm ich einen sechspoligen Stecker aus dem LKW-Bau, mit dem ich den Kabelstrang einfach von der Haube trennen kann.

 

 

 

Fertig!

 

 

 

 

Wie ein Ferguson TEA gestartet wird und wie sich überhaupt ein Traktor mit einem Benzinmotor anhört, können Sie in dem Video erfahren... 

 

Zum Abschluß hier nun der ultimative Vergleich:

Vorher:                                    Nachher: