"Model D"
Der John Deere Model D ist bis heute in vielen Punkten einzigartig. So war er im Jahre 1923 der erste eigenständig von John Deere entwickelte Schlepper, der die „Waterloo Boy“-Traktoren ablöste. Zudem ist er bis heute der John Deere mit dem längsten Produktionszeitraum: Bis 1953 wurde das Modell D hergestellt- ganze 30 Jahre!
Und dann ist da noch sein Markenzeichen, der großvolumige, liegende Zweizylinder- Vergasermotor. Mit einem Hubraum von 8,2 Litern ist der „D“ bis heute der John Deere mit dem größten Hubraum pro Zylinder- immerhin 4,1 Liter. Das sind schon fast Lanz-Glühkopf-Dimensionen.
Zeitlebens wurde das „Model D“ nur als Standardschlepper angeboten, die in den USA sonst so populäre „RowCrop“-Version war nicht erhältlich. Dieser Schlepper war durch seine schwere, kompakte Bauart und dem großen Motor eben kein Universalschlepper, vielmehr ein kraftvoller Zugschlepper für schwere Lasten.
Bilder:
(Zum Vergrößern bitte aufs Bild klicken!)
In seiner 30jährigen Bauzeit wurde das „Model D“ mehrfach überarbeitet, wenngleich auch nur in kleinen Details. Als wesentliche „Meilensteine“ in der Geschichte des Model D sind zum einen die Vergrößerung des Hubraums von 7,6 Liter auf 8,2 Liter im Jahre 1925 zu nennen, zum anderen optische Überarbeitung 1939 („Styled D“) sowie die serienmäßige Luftbereifung, mit der der D ebenfalls ab diesem Jahr ausgerüstet wurde. Insgesamt wurden mehr als 160.000 Exemplare dieses Schleppers gebaut.
...noch mehr Bilder:
(Zum Vergrößern bitte aufs Bild klicken!)
Als typischen Vertreter der „Johnny Popper“ gab es das Modell D nur mit einem Vergasermotor sowie der typischen Handkupplung. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach sparsameren, wirtschaftlichen Schleppern entwickelte John Deere das dieselbetriebene Model R, welches den bewährten, aber sehr durstigen „D“ ablösen sollte. Da die Nachfrage nach dem schon recht veraltet wirkendem „D“ jedoch nicht abriss, wurden beide Modelle parallel angeboten.
Der hier gezeigte John Deere D wurde 1936 gebaut, somit zählt er noch zu den „Unstyled D“, erkennbar am unverkleideten gusseisernen Kühler. Als Sonderausstattungen besitzt er die Luftbereifung auf Speichenfelgen sowie eine Zapfwelle.
Die Historie dieses Model D ist vollständig bekannt: er lief am 8. April 1936 vom Band und wurde per Eisenbahn an die John-Deere-Niederlassung in Alberta, Canada geliefert. Der Erstbesitzer war der Farmer Joseph Potter aus Innisfail, Alberta. Nach Mr. Potters Tod im Jahre 1946 gab die Witwe den Schlepper an den benachbarten Farmer Farmer Carl Erik Hansen weiter, da sie keine Verwendung für den Schlepper hatte. Mr. Hansen hatte sich schon in den Jahren zuvor regelmäßig den Schlepper von Mr. Potter ausgeliehen. Bis 1958 wurde der John Deere nun weiter regelmäßig für Feldarbeit genutzt. Nach 1958 wurde der Schlepper nicht mehr benötigt und fiel in einen "Dornröschenschlaf". Dieser währte ganze 51 Jahre, bis im Jahre 2009 Carl Erik Hansen den eingestaubten Schlepper aus seiner Scheune holte und ihn seinem Bruder Olof Hansen schenkte. Dieser überführte den John Deere zu sich in die USA, setzte ihn instand und versah ihn mit einem neuen Anstrich. Im Jahre 2019 entschied sich Mr. Hansen dann, nunmehr 90jährig, den John Deere D zu veräußern. Er wurde im Rahmen einer Auktion versteigert und gelangte so nach Europa.
...und noch mehr Bilder:
(Zum Vergrößern bitte aufs Bild klicken!
Ich hatte großes Glück und konnte Kontakt zu Mr. Hansen aufnehmen. Ich war einigermaßen erstaunt als Mr. Hansen mir versicherte, dass er keine größeren Arbeiten am Motor oder Getriebe durchführen brauchte, da sich alles in gutem Zustand befand. Und tatsächlich: technisch befindet er sich in sehr guten Zustand: er hat eine fabelhafte Kompression, der Magnetzünder liefert einen starken Funken und auch der Vergaser lässt sich sauber einstellen.
Neben einer eingehenden Reinigung und Generalinspektion spendierte Mr. Hansen dem alten John Deere einen Satz neuer Reifen sowie einen neuen Schalldämpfer. Die Lackierung ist das einzige Manko an diesem "D"... er wurde komplett mit dem Pinsel lackiert, die Kotflügel zuvor leider nur lieblos zurechtgebogen. Hier besteht langfristig noch Handlungsbedarf. Die nur schlecht trennende Kupplung konnte ich dagegen mit einer neuen Grundeinstellung schnell kurieren.
Wenn Sie auf die nachfolgenden Bilder klicken, öffnen sich entsprechende Youtube-Videos die den Start und den Standlauf des John Deere D zeigen.