Cub
Der Farmall Cub wurde 1947 in den USA als kleinstes Mitglied des International Harvester- Schlepperangebotes vorgestellt und wurde bis 1979 produziert. Er rundete das bestehende Traktorenprogramm nach unten ab. Zielgruppe waren Besitzer kleiner Farmen, die ihr Pferd oder ihren Esel ablösen wollten. Aber auch für Nebenerwerbslandwirte oder als Zweitschlepper auf größeren Farmen wurde der kleine Farmall Cub beworben.
Anders als die anderen Traktoren der IHC-Angebotspalette (A, B, C, H, M, W) erhielt der neue Schlepper keinen einzelnen Buchstaben als Typenbezeichnung. Er wurde Cub genannt- die englische Bezeichnung für Wildtierjunges.
Das wohl auffälligste Merkmal des Farmall Cub war der um acht Zoll aussermittig angeordnete Antriebsstrang. Dieses Konstruktionsprinzip, von International Harvester „CultiVision“ genannt, gestattete dem Fahrer eine freie Sicht auf den Anbauraum zwischen den Achsen. Ideal für Hack- und Mäharbeiten.
Diese spezielle Bauart und die technischen Eckdaten (865 kg Leergewicht, 10 PS Höchstleistung und eine Höchstgeschwindigkeit von 11,5 km/h) lassen keinen Zweifel am Einsatzzweck. Der Cub war weniger für schwere Zugarbeiten konzipiert, vielmehr war er gedacht als Pflegeschlepper bzw. Hackfruchtschlepper. Aufgrund seiner vielfältigen Anbaumöglichkeiten kann man ihn fast schon als „Geräteträger“ bezeichnen. Neben diversen Pflügen und Eggen konnte der Farmall Cub auch mit verschiedensten Mähapparaten, Sämaschinen, Düngerstreuern, Schneeschiebeschildern und sogar Frontladern bestückt werden. Der kleine Cub wurde dadurch zu einem Riesenerfolg und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit.
Bilder:
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Um den neuen Schlepper so günstig und reparaturfreundlich wie möglich zu machen, konstruierte International Harvester den kleinen Cub so simpel wie nur möglich. Schon der Motor ist vollkommen unkompliziert. Hierbei handelt es sich um einen Vierzylinder-Vergasermotor mit ca. einem Liter Hubraum. Die IH-interne Bezeichnung ist C-60, was für den Hubraum steht- 60 cubic inches. Der Motor ist ein simpler Viertakter mit stehenden Ventilen (SV-Motor, auch „Flathead“ genannt) und Thermosyphonkühlung. In den USA war der Motor zunächst mit einer IH-Magnetzündung ausgerüstet, eine elektrische Anlage mit Scheinwerfern und Anlasser gab's gegen Aufpreis. In diesem Fall erhielt der Cub eine batteriegespeiste Spulenzündung mit Zündverteiler.
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Als kleiner, leichter Schlepper konnte der Farmall Cub nur leichte Anbaugeräte tragen. Somit wurde zunächst auf eine hydraulische Geräteaushebung verzichtet. Am Ende der Furche wurden Pflug und Co. per Hand mit einem langen, federunterstützten Hebel ausgehoben. Ab Mitte der 1950er Jahre war jedoch auch eine Hebehydraulik als Sonderausstattung lieferbar.
Im Stammwerk in Louisville, Kentucky, wurden mehr als 322.000 Exemplare des kleinen Cubs gebaut. Doch wurde er nicht nur in den USA gebaut, auch in Frankreich wurde der Farmall Cub in großer Zahl hergestellt. Hier zeichnete die CIMA, zunächst Generalimporteur von IH und später Lizenzproduzent, verantwortlich. Der Cub war wie geschaffen für die vielen französischen Landwirte, die für ihre kleinen Felder leichte und wendige Schlepper brauchten.
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Der hier gezeigte Farmall Cub wurde 1955 bei der CIMA in Saint Dizier (Haute-Marne) gebaut und an einen Landwirt in der Dordogne ausgeliefert. Der Landwirt orderte den kleinen Cub seinerzeit mit dem Anbaumähwerk #22 , dem Wechselpflug #189 sowie einem Zugpendel. In den 1960er Jahren wurde der Cub mitsamt seines Zubehörs an einen Landwirt in Piégut-Pluviers verkauft. Dort verrichtete er weiter treu seinen Dienst bis der Sohn des Landwirts keinen Bedarf mehr an dem kleinem Farmall hatte. So bot er ihn auf einer französischen Kleinanzeigenplattform an. Eher durch Zufall stieß ich auf das Internetinserat. Der Preis war durchaus günstig und der Schlepper befand sich in unverfälschtem Originalzustand. Also genau das richtige für mich! Da meine Französischkenntnisse mehr als bescheiden sind, half mir ein guter Freund aus, der das französische berufsbedingt fließend beherrscht. So wurde der Kauf schnell und problemlos abgewickelt. Mit einem weiteren Freund, der sich ebenfalls zur gleichen Zeit einen Oldtimertraktor in Frankreich kaufte, organisierte ich einen Transport nach Deutschland.
Obwohl sich der Farmall Cub in einem schönen, unbedingt erhaltenswerten Originalzustand befand, gab es eine Menge zu tun. In den darauffolgenden Monaten erhielt der kleine Cub eine eingehende Frischzellenkur. Neben einer obligatorischen Grundreinigung und dem Wechsel sämtlicher Betriebsflüssigkeiten erhielt der Motor einen Satz neuer Kolbenringe und Pleuellagerschalen. Der Zylinderkopf wurde geplant, die alten Ventile gegen neue ausgetauscht und in den Block eingeschliffen. Zünd- und Anlasserschalter wurden erneuert bzw. instandgesetzt, ebenso der Zündverteiler samt Zündspule, Zündkabeln und -kerzen. Neue Keilriemen sorgen fortan für eine sichere Kühlung und den Antrieb der 6V-Lichtmaschine.
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Die abgefahrenen vorderen Reifen wurden entsorgt und durch neue ersetzt. Leider war das ansonsten noch tadellos erhaltene Schwadbrett des Mähwerks gebrochen. Hier trennte ich das gebrochene Holz an einer weitgehend unsichtbaren Stelle ab und fügte ein passendes neues Stück Holz an. So konnte dem Schwadbrett seine Funktion wiedergegeben und die originale Optik erhalten bleiben.
Mit seinen gerade einmal 11,5 km/h Höchstgeschwindigkeit lohnt es sich nicht, den kleinen Farmall Cub für den deutschen Straßenverkehr zuzulassen. Das würde eine unschöne Umrüstung der elektrischen Anlage gemäß StVZo voraussetzen, was wiederum den unberührten Originalzustand zerstören würde. Also fahre ich den Cub einfach bei schönem Wetter auf unserem Hof oder auch mal übers Stoppelfeld. Trotz (oder gerade wegen) des kleinen Schleppers ein großer Spaß! Und sollte ich den Cub einmal mit zu einem Oldtimertreffen nehmen wollen, so kann er leicht auf einen PKW-Anhänger verladen werden.
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Hier ein kurzes Video des Farmall Cub nach seiner Motorüberholung:
...und hier der Cub bei einer kleinen Fahrt über den Hof: