F 225 GT
Die Entwicklung des universell einsetzbaren Geräteträgers für die Landwirtschaft begann in Deutschland schon in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Aber erst durch die Auswirkungen des Krieges wurde die Entwicklung zu Beginn der 1950er Jahre zur Vollendung geführt. Viele Arbeitskräfte in der Landwirtschaft fielen im Krieg und fehlten in der Nachkriegszeit, als sie dringend benötigt wurden. Darauf reagierte ein Großteil der deutschen Traktorenhersteller. Firmen wie Lanz, Deutz, Güldner, Eicher, Ritscher und eben nicht zuletzt Fendt in Marktoberdorf im Allgäu präsentierten alsbald ihre Interpretationen eines Traktors, der mehrere Arbeitsgänge in einem Durchgang erledigen konnte, und bei dem die verschiedenen Anbaugeräte vom Traktorfahrer allein und in kurzer Zeit montiert werden konnten.
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Als der hier gezeigte Fendt F225 GT im Jahre 1963 gebaut wurde, hatten die Geräteträger der Fa. Fendt schon einige Entwicklungen hinter sich. Zunächst ausgerüstet mit einem kleinen luftgekühlten 12-PS-Einzylinder-Dieselmotor von MWM, hielten schon bald MWM-Motoren mit zwei Zylindern und 17 PS Einzug. Später folgten (stets luftgekühlte) Motoren mit über 20 PS. Typisches Merkmal der Fendt-Geräteträger war stets der genannte luftgekühlte Motor und die Einholmbauweise. Andere Hersteller wie Lanz und Eicher schwörten auf eine Zweiholmbauweise.
Dieser Fendt F 225 GT wurde uns 2012 angeboten. Er stammte aus erster Hand und verbrachte sein Arbeitsleben stets auf ein und demselben Bauernhof, der zum Schluß als Betriebshof für ein Bauunternehmen diente. Der Zustand zeigte sich bei der ersten Besichtigung ganz passabel. Auffällig war vor allem die umfangreiche Ausstattung. Verdeck mitsamt abnehmbarer Seitenteile, Pritsche, Frontlader mit Schaufel und Mistgabel, Zwillingsbereifung und sogar eine auf die Zapfwelle aufsteckbare Reifenfüllpumpe.
Der Geräteträger sprang sofort an und lief sofort sauber, gleichmäßig und ohne Qualmentwicklung. Eine Probefahrt auf dem Hof brachte die nächste Überraschung: Fast alles funktionierte tadellos! Angefangenen bei der spielfreien und leichtgängigen Lenkung über die komplett funktionstüchtige Hydraulikanlage und die fast neuwertigen Reifen bis hin zum fehlerfrei arbeitende Elektrik. Nennenswerte Mängel waren lediglich ein zu großer Pedalweg der Kupplung, ein fehlender Hupenknopf sowie die morschen Bodenbretter der kippbaren Pritsche. An dieser Stelle stand fest, daß dieser GT Bestandteil unserer Sammlung werden sollte.
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Im Rahmen der darauffolgenden "Generalinspektion" wurden die genannten kleinen Mängel schnell behoben. Sämtliche Filter und Öle wurden gewechselt, ebenso die beiden Keilriemen. Die Ventile wurden eingestellt, sämtliche Schmierstellen ausreichend mit Fett versorgt. Lediglich die Pritsche benötigte mehr Zuwendung, als zunächst angenommen. Hier waren nicht nur die Bodenbretter faulig, auch die speziellen halbrunden Rahmenprofile waren stark zerfressen und scheinbar nicht mehr zu retten. Mein Vater entschloss sich letztendlich, die Pritsche komplett neu aufzubauen. Es nahm dann mehrere Wochen in Anspruch, aus den Fragmenten des Rahmens ein stabiles neues Tragegestell wiederauferstehen zu lassen, welches zum Schluß mit neuem Holz verkleidet wurde und im originalen Fendt-Grün lackiert wurde.
Der Geräteträger wird bei uns wegen seiner großen Vielseitigkeit und des zahlreichen Zubehörs in Zukunft regelmäßig für Haus- und Hofarbeiten eingesetzt werden, sicherlich wird er auch den einen oder anderen Raummeter Holz transportieren. Damit wird er dem Deutz F2L612, der bei uns schon so manche Arbeitsstunde geleistet hat, entlastend zur Hand gehen.
Sehen Sie hier ein Video, was unmittelbar nach der Bergung des F 225 GT aufgenommen wurde: