R450 EL

Hier nun einer der schwersten "Brocken" unserer Sammlung: der Hanomag R450 EL, Baujahr 1961. Mit seinen 55 PS aus über 5,7 Liter Hubraum bei einem Gesamtgewicht von über vier Tonnen ist dieser Schlepper eine recht eindrucksvolle Erscheinung. Aber auch in den Jahren von 1958 bis 1961, als man den Hanomag R450 EL noch neu kaufen konnte, war er einer der größten Traktoren auf dem deutschen, wenn nicht sogar europäischen Markt. Durch seine schiere Größe und seinen Anschaffungspreis von ca. 16.000,- DM beschränkte sich der Käuferkreis auf große Lohnunternehmen bzw. Lohndreschereien, die den Schlepper vor Dreschmaschinen und den neu aufkommenden gezogenen Mähdreschern einsetzten; großen Gütern mit dementsprechend ausgedehnten Ländereien; Speditionen, die den R 450 E als Zugmaschine im Nahverkehr einsetzten sowie Schaustellerbetrieben. Noch heute kann man den einen oder anderen Zirkus mit einem großen Hanomag durch die Landschaft reisen sehen.

Bilder:

                 

(Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken!)

Unser Hanomag ist, dem Fahrzeugbrief nach, adligen Geschlechts: Er wurde, versehen mit einer massiven Schlang- und Reichart- Seilwinde, erstmals 1962 auf eine gräfliche Schloßverwaltung in der Nähe von Köln zugelassen. Hier scheint er für schwerste Ackerarbeiten sowie für Transportarbeiten während der Weinlese eingesetzt worden zu sein. Nach nur neun Jahren wurde der große Hanomag verkauft und gelangte so aus dem Rheinland ins Weser-Ems-Gebiet, wo der Traktor "reguläre" Hofarbeit bei zwei weiteren Landwirten verrichtete. Als mein Vater den Hanomag 1995 erwerben konnte, befand er sich in einem erbärmlichen Zustand. Unter anderem hatte der Vorbesitzer, um besser sehen zu können, die Windschutzscheibe einfach abgeschnitten. Die Suche nach der abgetrennten Windschutzscheibe benötigte Stunden, war jedoch von Erfolg gekrönt. Leider fehlte das Fahrerdach und auch die komplette Bergstütze der Seilwinde . Nun war der Traktor zwar weitgehend komplett, jedoch war so ziemlich alles kaputt und verschlissen, was überhaupt kaputt sein konnte. 

...noch mehr Bilder:

                            

(Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken!)    

Es brauchte erst einmal eine übergroße Inspektion, um das Ungetüm überhaupt ans Laufen zu kriegen. Es stellte sich dabei heraus, daß in der Vergangenheit ein Frostschaden am Motorblock unfachmännisch geschweißt wurde und Kühlwasser ins Motoröl lief. Das sollte uns nicht daran hindern, die Leistungsfähigkeit des Hanomag unter Beweis zu stellen, und so zog der Hanomag zwei Jahre lang unsere Tieflader zu den Oldtimertreffen der Region. Jedes Mal faszinierte der R450 EL erneut mit seiner fast grenzenlosen Kraft und einem unglaublichen Sound. Das Starten des Vierzylinder-Dieselmotors kommt akustisch dem Anlassen eines alten Flugzeugs sehr nahe...

                  

(Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken!)    

Die komplette Restaurierung begann schließlich im Jahre 2001. Es sollte die umfangreichste und aufwendigste Restaurierung werden, die wir jemals in Angriff genommen hatten... soviel stand fest. Daß der Hanomag jedoch seine ersten Lebenszeichen erst gute elf Jahre später, im Sommer 2012 von sich geben sollte, hätten wir uns damals nicht träumen lassen. Die hier gezeigten Bilder stellen einen wirklichen "Zeitraffer" dar, der die wichtigsten Schritte der Restaurierung zeigt.

   

(Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken!)    

 Zu guter letzt hier zwei Videos. Das erste zeigt den ersten Startversuch des komplett neu aufgebauten Motors, während das zweite Video den Hanomag nach dem Abschluß der Restaurierung zeigt.